„Bildung ist eine wichtige Grundlage dafür, den Lebensalltag kompetent zu bewältigen und so die eigene Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Sie ist Voraussetzung für soziale Integration und gesellschaftliche Teilhabe und legt den Grundstock für Eigenverantwortung und Solidarität. Bildung ist die Ressource, die für eine Gesellschaft der Zukunft gebraucht wird und die sicherstellen kann, dass Menschen mit Flexibilität und Heterogenität, mit Meinungsvielfalt und Mehrheitsentscheidungen, mit vielfältigen Religionen und Kulturen und mit immer neuen Herausforderungen umgehen können." (MGFFI, 2010, 1122, S. 7.) Dies haben das Ministerium für Generationen, Familien, Frauen und Integration (MGFFI) und das Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam in ihren Grundsätzen zur Bildungsförderung für Kinder von 0 bis 10 Jahren formuliert. Jedoch gelten diese Leitsätze sicherlich nicht nur für die jüngeren Kinder im Bildungssystem, sondern grundsätzlich für den Bildungsauftrag von Schule; und sie gelten für Schülerinnen und Schüler jeder Herkunft und jeder gesellschaftlichen Schicht. Schule ist mehr als eine Institution der Wissensvermittlung. Sie soll umfassend auf die volle Teilnahme am gesellschaftlichen Leben vorbereiten. Sie spiegelt die Gesellschaft und ihre Geschichte wider und ist ein Teil der Lebenswirklichkeit und -gestaltung für alle, die an ihr partizipieren. Zeitgemäße Konzepte schulischer Bildung betonen Inklusion und Vielfalt. Klassen- und Kursgemeinschaften sind längst keine homogenen Lerngruppen mit ein paar „Außenseiterinnen und Außenseitern" mehr. Schulische Bildung ist immer mehr gefordert, Kinder und Jugendliche mit sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen zu unterstützen. In Bezug auf Sinti- und Roma-Kinder tut sich Schule dabei oft noch schwer. So ist eine Benachteiligung dieser Kinder in den Schulen bis heute nicht abzustreiten. Viele Faktoren sind dafür verantwortlich: • historische Gründe • vermeintliche Selbstverständlichkeiten über die Sicht der Minderheit („Zigeunerbilder") • die Neigung, soziale Schwierigkeiten auf „ethnische Besonderheiten" zurückzuführen • verschiedene „Prioritäten" im Wertesystem und im Lebensalltag der Bildungsbeteiligten • • Missverständnisse in der Kommunikation. In der Weise, in der Sinti und Roma im gesellschaftlichen Leben Vorurteile und Chancenungleichheit erfahren, bilden sich auch im Schulsystem Benachteiligung und Ausgrenzung ab. Unterrichtsinhalte, die sich explizit mit der Geschichte der Sinti und Roma sowie mit den rassistischen Ressentiments gegenüber der Minderheit befassen, sind nach wie vor nicht verbindlich im Lehrplan verankert. Ihre Thematisierung ist vielmehr dem persönlichen Engagement einzelner Lehrkräfte überlassen. Quelle: Begegnung und Verständigung, Sinti und Roma NRW